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110.000 Tonnen CO2-Äquivalente einsparen
Der Landkreis Bad Dürkheim setzt sich mit seinem Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) aktiv für den Klimaschutz ein: Der Methanausstoß bei der Deponie Friedelsheim wird nahezu gestoppt, 110.000 Tonnen CO2-Äquivalente werden bis 2043 eingespart. Das entspricht der Umrüstung von über 30.000 Straßenlaternen auf LED. Laut Umweltbundesamt erzeugt eine Tonne CO2 Umweltschäden in Höhe von 180 Euro. Mit der Maßnahme in Friedelsheim können somit Umweltschäden in Höhe von 19.800.000 Euro verhindert werden. Möglich macht dies eine Schwachgasbehandlungsanlage, die jetzt in Betrieb geht.
In ehemaligen Mülldeponien wie in Friedelsheim entsteht Methan, das teilweise direkt in die Atmosphäre entweicht. Doch Methan ist 28-mal klimaschädlicher als CO2. Ein Klimaproblem, das von vielen Deponiebetreibern noch nicht angegangen wurde. Der Werkausschuss des Landkreises Bad Dürkheim hat jedoch im vergangenen Jahr beschlossen, hiergegen etwas zu tun und für die größte Klimaschutzmaßnahme im Landkreis gestimmt: Eine sogenannte Schwachgasbehandlungsanlage sollte installiert und das Gaserfassungssystem erneuert werden. Die Arbeiten hierfür liefen in den vergangenen Monaten und nun geht diese Anlage in Betrieb. Das entstehende Methan kann so besser verwertet werden und gelangt nicht mehr in die Atmosphäre. Gefördert wird dies durch die nationale Klimaschutzinitiative (NKI) des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMUB).
„Wir sind einer der ersten Deponiebetreiber in Rheinland-Pfalz, der diese Technik nutzt und damit aktiv das Klima schützt. Mit unserem AWB setzen wir uns an verschiedenen Stellen für den Klimaschutz ein, beispielsweise dank Photovoltaikanlagen. Dort, wo wir als Kreis etwas tun können, dort möchten wir Verantwortung tragen. Dieses Projekt ist ein großer Beitrag“, sagt Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld.
Die Friedelsheimer Deponie ist nicht mehr aktiv. Doch die Abfälle – die dank Abdichtung keinen Kontakt zum Grundwasser haben – „arbeiten“ weiter und es entsteht Deponiegas, vor allem Methan (CH4). Um diese Gase zu verwerten, verfügt die Deponie über ein „aktives“ Entgasungssystem und Einrichtungen zur Gaserfassung. Aus den schädlichen Gasen wird Strom gewonnen. Doch die CH4-Konzentration, die für die Stromerzeugung wichtig ist, sinkt – die aktuellen Motoren können nicht mehr effizient arbeiten. „Die Situation wird sich in den nächsten Jahren verschärfen. In wenigen Jahren werden kleinere Motoren zum Einsatz kommen müssen“, erklärt Bernd Lache, technischer Leiter des Abfallwirtschaftsbetriebs (AWB).
Der AWB habe daher 2018 eine Potentialstudie durchführen lassen und das gesamte Entgasungssystem bewertet. Ergebnis: Die Gasproduktion ist rückläufig. Folge: Die erfassbare Gasmenge geht bei alleinigem Einsatz der Gasmotoren weiter zurück, da für die Motoren nur die Gasbrunnen, die über hohe Konzentrationen Methan verfügen, geöffnet werden können. Bei den Gasbrunnen mit geringer Methankonzentration entweicht das Methan ungenutzt.
Eine effektive und ordnungsgemäße Entgasung der Deponie kann dann nicht mehr gewährleistet werden. „Bei der klassischen und in der Regel zu schwachen Absaugung kann Deponiegas in großen Mengen unkontrolliert in die Atmosphäre entweichen“, erklärt Lache. Dies möchte man vermeiden, da damit massiv das Klima gestört wird. Die Anlagen zur Gasgewinnung wurden so erneuert, dass auch Gas mit geringen Methankonzentration erfasst und behandelt werden kann. Hierfür wird künftig das Gaserfassungssystem getrennt in sogenanntes „Gutgas“ – als Stromlieferant – und „Schwachgas“ – bei dem das Methan zu CO2 umgewandelt wird, das deutlich weniger klimaschädlich ist. Bei diesem Prozess wird außerdem Wärme erzeugt. An die Atmosphäre abgegeben werden dann nur noch CO2 und Wasser.
Betrachtet man den Zeitraum von 2020 bis 2043 können so ca. 110.000 Tonnen CO2-Äquivalente eingespart werden. Und das neue System hat nicht nur einen positiven Effekt für das Klima: Gleichzeitig kann aus der neuen Anlage die Wärme ausgekoppelt werden. Alle Gebäude auf dem Deponiegelände können so über eine Nahwärmeleitung für die nächsten 23 Jahre mit Wärme versorgt werden.
Die neue Schwachgasbehandlungsanlage für rund 660.000 Euro wurde in den vergangenen Monaten installiert und geht nun in Betrieb. Zusätzlich wurde das Gaserfassungssystem für rund 400.000 Euro ertüchtigt.
50 % der baulichen Maßnahmen und der erforderlichen Untersuchungen sind förderfähig. Der AWB hat für den Umbau des Entgasungssystems und den Aufbau einer Schwachgasbehandlungsanlage auf der Deponie Friedelsheim bereits einen Zuwendungsbescheid der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) über eine Förderhöhe von 450.000 Euro erhalten.