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Um regelmäßig mit Unternehmerinnen und Unternehmern aus dem Landkreis ins Gespräch zu kommen, besucht Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld Firmen in der Region. Gerade Mittelständler sind im Kreis vertreten: mit Produkten und Dienstleistungen, die in der jeweiligen Branche hochgeschätzt werden, aber bei vielen Bürgerinnen und Bürgern dennoch oft unbekannt sind. Im April waren Landrat Ihlenfeld und Kreis-Wirtschaftsförderin Sonja Zimmermann bei KRG Kunststoffrecycling in Grünstadt, im Juli bei EWA Elektrotechnik in Wachenheim.
Kunststoffrecycling Grünstadt GmbH
„Kunststoffrecycling hat hier Historie“, informiert gleich zu Beginn Geschäftsführer Torben Kraffczyk beim Besuch des Landrats im April bei der Firma KRG Kunststoffrecycling Grünstadt GmbH. So habe hier bereits eine französische Firma gewirkt. Doch seit 2018 besteht am Standort im Industriegebiet die KRG mit mittlerweile 65 Mitarbeitenden. Viele von ihnen kommen aus der Umgebung. Der Betrieb gehört zu 50 Prozent der Meinhardt-Gruppe, einem familiengeführten Entsorgungsunternehmen, und zu 50 Prozent dem Umweltdienstleister Prezero, Teil der Handelsgruppe Schwarz. In Grünstadt wird Plastik-Granulat hergestellt, das durch Recycling gewonnen wird, und das die Kunststoffindustrie wiederum für neue Produkte verwenden kann. Insbesondere in Kosmetikverpackungen findet sich dieses „Regranulat“. Kurz: Aus Abfall aus dem Gelben Sack wird neues Rohmaterial, zum Beispiel für Shampoo-Flaschen. Damit ist das Unternehmen wichtiger Teil der Kreislaufwirtschaft, wie auch Landrat Ihlenfeld sagte: „Manches Plastik wird zwar verbrannt, also thermisch verwertet. Und dies wird in der Industrie genauso gebraucht. Aber es wird eben auch viel recycelt, was wir hier live sehen können.“ Das Unternehmen leiste damit einen Beitrag zum Klimaschutz. Der erste Schritt für Recycling liege immer beim Verbraucher – bei der richtigen Trennung des Abfalls bevor er in die Tonnen kommt. Bei der Führung über das Betriebsgelände wurde die Anlieferung von Plastikmüll gezeigt, den die KRG aus den Sortieranlagen der Dualen Systeme erhält. Die Waschmittelflaschen, Eisboxen und Co. laufen weiter über ausgeklügelte Anlagen, die in mehreren Schritten immer wieder sortieren, zerkleinern, reinigen. Am Ende wird extrudiert, und es bleibt ein feines Granulat. In verschiedenen Farben und Fraktionen geht dieses an Verpackungshersteller. Das Verfahren braucht viel Energie, hier spürt die Grünstadter Firma die steigenden Kosten. Auf den Hallendächern sind PV-Anlagen installiert, die allerdings nicht den kompletten Bedarf decken können. Das Unternehmen will weiter wachsen, wie Geschäftsführerin Dorothee Röckinghausen berichtet. Ziel sei es, in vier Schichten zu arbeiten, um rund um die Uhr, sieben Tage pro Woche produzieren zu können. Auch Ausbildungsplätze wolle man künftig anbieten.
EWA Elektrotechnik GmbH
Mit 28 Mitarbeitern ist die EWA Elektrotechnik GmbH auf den ersten Blick ein kleiner Mittelständler in Wachenheim – der bei näherem Hinsehen weltweit agiert. Die Firma ist spezialisiert auf elektronische Steuerungen und Schalteranlagen für Energieerzeugungseinrichtungen. Sie liefert zum Beispiel die Schalttechnik für Blockheizkraftwerke, Notstromaggregate oder Biogasanlagen. Landrat Ihlenfeld und Kreis-Wirtschaftsförderin Sonja Zimmermann haben das Unternehmen im Juli besucht. Geschäftsführer Siegfried Kraft ist gebürtiger Wachenheimer und seit Mitte der 1990er-Jahre im Betrieb. Seit 2002 ist er Teil der Geschäftsführung und seit 2006 alleiniger Geschäftsführer. „Wir haben viele langjährige Mitarbeiter, das steht für unsere Qualität“, sagte er beim Besuch. Das Unternehmen bildet aus und freut sich immer über interessierte Azubis. Er berichtete aber auch von typischen Problemen, mit denen aktuell viele Mittelständler zu kämpfen haben: Fachkräftemangel und Unsicherheiten in der Lieferkette. Derzeit könne man schwer einschätzen, wie lang man von Bestellung bis Auslieferung brauche – es komme immer vor, dass benötigte Teile nicht lieferbar seien. Die Kunden wüssten das aber mittlerweile. Zu diesen gehören die Großen der Energieerzeugungsbranche, der größte Kunde ist Caterpillar Energy Solutions. Die Schaltanlagen von EWA regeln, wann sich Notstromaggregate einschalten oder dass Blockheizkraftwerke funktionieren. Die Energieanlagen selbst stellt EWA nicht her. „Wir bauen alles rund um das Aggregat, damit es laufen kann“, erklärte Kraft. Das beginnt bei der Planung und Fertigung der Anlagen inklusive Software und geht über die Inbetriebnahme bis hin zur Wartung. Die Kunden sitzen momentan vor allem in Afrika und den arabischen Ländern, aber auch in die USA wird geliefert. Deutschland und Europa fragen aktuell weniger nach. „Gerade der Markt für Biogasanlagen ist in Deutschland zurückgegangen“, so Kraft. Eine ihrer Steuerungen sitzt aber am Blockheizkraftwerk in Bad Dürkheim, das vom Salinarium kürzlich zu den Tennisplätzen umgezogen ist. Mit Wachenheim ist das Unternehmen eng verbunden, es wurde 1987 von Werner Reinhardt gegründet und ging aus den ehemaligen Firmen Ingenieurbüro Schneider und ESHA GmbH hervor. 2012 zog EWA in das neue Gebäude „Am Alten Galgen“ um. Ein zweistöckiges Bürogebäude und eine geräumige Produktionshalle finden sich hier. Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld bedankte sich bei Kraft für die interessante Führung und bescheinigte ihm, mit seinem Betrieb Mut bewiesen zu haben: „Sie haben etwas angepackt.“ Ihlenfeld mutmaßte, dass es mit der Energiewende einen weiteren Aufschwung für EWA geben könnte, da das Unternehmen nicht nur für den konventionellen Energiesektor fertige, sondern vor allem auch für Anlangen im Bereich der erneuerbaren Energien wie Biogas-, Pflanzenöl-, Solar-, Wind- und Wasserenergieerzeugung.