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Mehr als ein Jahr Kita-Sozialarbeit im Landkreis
Zum 1. Juli 2021 ist das neue Kita-Gesetz in Rheinland-Pfalz in Kraft getreten. Bestandteil der neuen Regelungen ist die Einrichtung von Kita-Sozialarbeit in den Kindertagesstätten im Landkreis Bad Dürkheim. Anhand einer vorangegangenen Sozialraumanalyse des Kreisjugendamtes wurden die Bedarfe in den einzelnen Einrichtungen ermittelt und seit dem 15. Oktober 2021 haben die ersten Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen ihre Tätigkeit aufgenommen.
Kita-Sozialarbeit ist ein niedrigschwelliges und präventives Angebot, es ergänzt den Bildungs- und Erziehungsauftrag der Kindertageseinrichtungen durch sozialpädagogische Angebote und Methoden – entweder in Form von klassischer Kita-Sozialarbeit oder in Form von Elternberatung
Beratung und Unterstützung für Eltern
Eltern können sich bei Fragen, beispielsweise zur Entwicklung, Erziehung oder Förderung ihrer Kinder, beraten oder sich bei Bedarf bei Ämter- und Behördengängen unterstützen lassen. Auch in schwierigen Lebenssituationen (z.B. Trennung, Schulden, psychische Erkrankung) eines Elternteils können die Kita-Sozialarbeiter eine Anlaufstelle sein. Berthold Schneider, Referatsleiter im Kreisjugendamt, sieht den Vorteil der Kita-Sozialarbeit vor allem darin, „dass wir bereits in der frühen Kindheit mit der präventiven Arbeit beginnen können. Schulsozialarbeit gibt es schon länger, aber auch die Kitas benötigen dringend Unterstützung.“
Im Landkreis Bad Dürkheim hat der Jugendhilfeträger Liberi, eine Einrichtung der evangelischen Heimstiftung Pfalz, die Koordination des Projekts übernommen. Alle Kita-Sozialarbeiter und -Sozialarbeiterinnen sind bei Liberi angestellt. Leiterin ist Diplom-Sozialpädagogin (FH) Tanja Wütscher. Als ehemalige Kita-Leiterin kennt sie die Bedarfe in den Kindertageseinrichtungen nur zu gut. „Aktuell gibt es in den Kitas unterschiedliche Belastungsfaktoren. So stellte nicht nur die Corona-Zeit eine große Herausforderung dar, in der es kaum Kontakte zu den Familien gab. Auch das neue Kita-Gesetz hat Veränderungen mit sich gebracht und derzeit kämpfen viele Einrichtungen zudem noch mit akutem Personalmangel“, erklärt Wütscher und fügt an: „Wir hoffen sehr, dass wir durch die Einführung der Kita-Sozialarbeit zumindest bei den sozialen Themen eine große Stütze und Entlastung für die Familien und die Einrichtungen sein können“.
Erste Projekte initiiert
Ferner gehört auch die kollegiale Beratung mit dem Kita-Team zum Portfolio der Kita-Sozialarbeit. Dabei kann es zum Beispiel um Konflikte in der Gruppe, Alltagsthemen in der Kita aber auch um die Entwicklung und das Sozialverhalten eines Kindes gehen.
Ziel ist es, dass alle Kitas im Landkreis eine Unterstützung durch eine Sozialarbeiterin oder einen Sozialarbeiter erhalten. Wütscher blickt hierbei positiv in die Zukunft: „Aktuell sind noch ein paar Stellen offen, es gibt aber immer mal wieder Bewerbungen und es laufen auch Vorstellungsgespräche.“ Die Kita-Sozialarbeiter und -Sozialarbeiterinnen haben auch schon Projekte initiiert. Unter anderem gibt es Eltern-Cafés, Elternabende (z.B. mit dem Thema „Grenzen setzen in der Erziehung“), offene Sprechstunden, Soziale Kompetenztrainings und weitere spezifische Angebote für die Familie.
Positive Rückmeldung von Eltern und Einrichtungen
Das Jugendamt zieht ein optimistisches erstes Resümee für das inzwischen mehr als ein Jahr laufende Projekt Kita-Sozialarbeit, das bis 2026 befristet ist, aber hoffentlich danach weitergeführt werden kann. Es habe bereits positive Rückmeldungen von den Einrichtungen, Eltern und den Sozialarbeitern gegeben, heißt es aus der Behörde. In vielen Kitas herrsche bereits eine wertschätzende und gute Kooperation und das Angebot werde auch von Familien angenommen. Dennoch befindet sich die Kita-Sozialarbeit noch immer in den Kinderschuhen, es braucht Zeit zum Beziehungsaufbau, die Kita-Sozialarbeiterinnen und Kita-Sozialarbeiter übernehmen eine ganz neue Rolle im System der Kindertageseinrichtungen, welche sich erst noch etablieren muss.
Das Jugendamt weist auch darauf hin, dass die Kita-Sozialarbeiterinnen und -Sozialarbeiter nicht dazu da sind, die Arbeit der Erzieher zu bewerten, oder Informationen an das Jugendamt weiterzugeben. Sie agieren unabhängig und unterliegen der Schweigepflicht. Ihr Angebot ist kostenlos und freiwillig und es soll in erster Linie eine Unterstützung für Kinder, Eltern und die Einrichtung selbst sein.
"Chancengleichheit für alle Kinder"
Der Erste Kreisbeigeordnete Timo Jordan erklärt: „Der Bedarf ist da und die Kita-Sozialarbeiterinnen und -Sozialarbeiter können ohne großen bürokratischen Aufwand direkt vor Ort beratend und begleitend tätig werden. Durch den niedrigschwelligen Zugang, kann ein schnellerer Vertrauensaufbau zu allen am Kita-Leben Beteiligten entstehen und der Ansatz multiprofessionellen Handels in der Kita wird gestärkt. Das wesentliche Ziel ist hierbei Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit für alle Kinder.“
Der zugrundeliegenden Sozialraumanalyse zufolge haben 89 Kitas im Landkreis Anspruch auf Kita-Sozialarbeit. Bei 54 Kitas geht es um die klassische Form der Kita-Sozialarbeit mit mehr als drei Stunden die Woche, bei 35 Kitas geht es um Elternberatung (drei Stunden pro Woche). Für die Kita-Sozialarbeit sind 20 Vollzeitstellen geplant, für die Elternberatung 2,8. Im Jahr 2022 waren für die Kita-Sozialarbeit selbst 1,4 Millionen Euro eingeplant, 196.000 waren es für die Elternberatung. Die Personalkosten teilen sich Land (60 Prozent) und Kreis (40 Prozent), die Sachkosten trägt der Kreis komplett.
Zum 1. Februar sind 17,6 Stellen besetzt, davon zehn in Voll- und 13 in Teilzeit. Im Februar sind zwei weitere Neueinstellungen geplant. Zum 1. Februar erhalten 71 der 89 Einrichtungen Unterstützung durch die Kita-Sozialarbeit.