Neue Koordinierungsstelle für Vormundschaften

Die Gründe, warum Kinder oder Jugendliche einen Vormund brauchen, sind vielfältig. Die Eltern können verstorben sein oder sie sind aufgrund von Krankheit oder Erziehungsunfähigkeit nicht dazu in der Lage, die sogenannte elterliche Sorge wahrzunehmen. Auch minderjährige Ausländer, die ohne Elternteil nach Deutschland einreisen, brauchen einen Vormund. In allen Fällen wird die Vormundschaft vom Amtsgericht beauftragt.

Mit 1. Januar 2023 gab es Veränderungen im Vormundschaftsrecht, demzufolge bevorzugt ehrenamtliche Vormünder eingesetzt und von einer Koordinierungsstelle unterstützt und begleitet werden sollen. Denn ein ehrenamtlicher Vormund ermöglicht in den meisten Fällen eine Eins-zu-eins-Betreuung, während von Mitarbeitern des Jugendamts oft viele Fälle gleichzeitig bearbeitet werden.

Auf individuelle Bedürfnisse des Mündels eingehen

Ein ehrenamtlicher Vormund hat also zeitlich vorteilhafte Möglichkeiten, mit dem Mündel in Beziehung zu treten und auf dessen individuellen Bedürfnisse einzugehen. Dabei ist eine Aufnahme im Haushalt des Vormundes nicht vorgesehen. Es geht vielmehr um eine gesetzliche Vertretung des Kindes, um die schulischen Angelegenheiten, die Gewährleistung der medizinischen Versorgung, die Regelung finanzieller Angelegenheiten oder notwendige Korrespondenz mit Ämtern. Es gibt für Vormünder eine Aufwandsentschädigung. 

„Wir versprechen uns von dem vorrangigen Einsatz ehrenamtlicher Vormünder in Zukunft positive Auswirkungen auf die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen, da durch die persönliche Betreuung und die Möglichkeit der Konzentration auf ein Mündel viel stärker auf die jeweiligen Bedürfnisse eingegangen werden kann“, sagt der für das Jugendamt zuständige Erste Kreisbeigeordnete Timo Jordan. Die beruflichen Vormünder, zu denen auch die beim Jugendamt zählen, gibt es weiterhin. Auch die ehrenamtlichen Vormünder sind nicht neu, sollen nun aber gestärkt werden.

Koordinierungsstelle Vormundschaften beim Jugendamt angesiedelt

„Es ist sinnvoll, diese Koordinierungsstelle Vormundschaften direkt beim Jugendamt anzugliedern, da das Kreisjugendamt bereits intensiv mit dem Thema beschäftigt ist und auch im direkten Kontakt mit den Fachdiensten und den Gerichten steht“, erklärt Jugendamtsleiter Alexander Kirchmer.

Durch die neue Koordinierungsstelle sollen ehrenamtliche Vormünder einen Ansprechpartner für Probleme, Sorgen und Nöte rund um ihren ehrenamtlichen Einsatz haben. Außerdem werden einheitliche Standards festgelegt, die in Schulungen und Informationsveranstaltungen an die Vormünder weitergegeben werden. Auch online sollen die Vormünder Informationen erhalten.

Vormünder anwerben und qualifizieren

Zu den Aufgaben der Koordinierungsstelle gehört auch das Anwerben und Qualifizieren von Vormündern. In Folge soll eine Liste von ehrenamtlichen Vormündern mit Angaben zu Fähigkeiten oder Interessen erstellt werden, um eine Vermittlung eines Mündels zu einem passenden Vormund zu erleichtern. Auch die vorbereitenden Schulungen und weitere Fortbildungen laufen künftig über die Koordinierungsstelle.

Insgesamt soll die Arbeit aller Beteiligten vom Familiengericht bis Jugendamt besser vernetzt und dadurch transparenter und vor allem kinder- und jugendfreundlicher werden. „Es geht darum, dass Minderjährige ordentlich versorgt werden, wenn die Eltern dies aus welchen Gründen auch immer nicht leisten können. Ein Vormund unterstützt und begleitet und trägt Sorge dafür, dass das Kind seinen Weg findet und gehen kann“, betont Kirchmer.

Vormundschaft – sich für junge Menschen einsetzen

„Wir erhoffen uns von Ehrenamtlichen, dass sie den jungen Menschen Orientierung geben können mit ihrer Lebenserfahrung, ihren beruflichen Qualifikationen oder Begabungen“, sagt Uschi Metzger, die die Koordinierungsstelle ab 1. Oktober 2023 besetzt. Sie ist erreichbar per E-Mail an vormundschaft@kreis-bad-duerkheim.de oder telefonisch unter 06322/961-4500. Weitere Informationen gibt es auch auf der entsprechenden Seite des Landkreises. 

Grundsätzliche Voraussetzungen außer der Volljährigkeit bestehen für einen ehrenamtlichen Vormund aber nicht. Wer Interesse daran hat, sich hier zu engagieren, kann sich bei Uschi Metzger melden. Gesucht werden Personen, die offen und sensibel sind für die besonderen Bedürfnisse von jungen Menschen und die sich für ihre Belange einsetzen wollen.