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Ortsgemeinde Großkarlbach
Ortsgemeinde Großkarlbach
Das schöne Weindorf
Bereits in römischer Zeit war die Region um Großkarlbach besiedelt. Dies beweist der Fund einer noch mit Wein gefüllten Flasche aus dieser Zeit (im Historischen Museum der Pfalz in Speyer). Heute bewirtschaften die Winzer unter den rund 1200 Bürgern etwa 220 Hektar Weinbaufläche. Großkarlbach kann mit berechtigtem Stolz den Beinamen "Das schöne Weindorf" tragen, nachdem die Gemeinde im Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" wie auch beim Wettbewerb "Deutsche Weinstraße" unter den Preisträgern war.
Ein bedeutender Marktflecken war Großkarlbach schon im Mittelalter. Dazu prädestinierten ihn auch später sechs oder sieben Mühlen am Eckbach, von denen noch vier vorhanden sind. Sie stammen aus dem 17. Jahrhundert; die älteste weist das Datum 1602 als Erbauungsdatum auf. In diesen Mühlen wurden Raps-Öl und Getreide gemahlen, Waffen und Geräte geschliffen, Papier hergestellt und Stoffe (aus Flachs, Hanf und Schafwolle) gewalkt. Schön anzusehen die restaurierte Schloss- oder Dorfmühle in der Kändelgasse. In Betrieb ist noch die Pappelmühle. Auch der Ende der 1980er Jahre gegründete Kulturverein "Sieben Mühlen" knüpft an diese Tradition an.
Weinbau und Edelobst
Die Weinbau- und Edelobstgemeinde wurde 774 im Lorscher Kodex erstmals erwähnt. 846 erhielt Kloster Lorsch einen Weinberg, 773 und 774 das Kloster Weißenburg unter den Namen "Carlobachomarca" und "Karlebach" (Karle fränkisch: Freie). Während der folgenden Jahrhunderte war das Dorf im klösterlichen, dann im leiningischen Besitz. 1487 fiel der Ort an Kurpfalz, dann gehörte er den Unterämtern Alzey und Freinsheim. Das Schloss der Herren von Geispitzheim aus dem 17. Jahrhundert ist verschwunden.
Die heutige evangelische Kirche, ehemals St. Jakobus, hat einen gotischen Turm. Sie war Filiale des verschwundenen Dorfs "Berghaselbach" auf dem Palmberg, Mutterkirche der Gemeinden Großkarlbach und Laumersheim. Im Chor wurde 1958 eine spätgotische Malerei freigelegt, im Langhaus findet sich eine Ornamentmalerei aus der Renaissance (entdeckt 1967); beide Kunstwerke sind einzig in ihrer Art in Südwestdeutschland.
Schmuckelemente aus der Spätrenaissance
Eine neue katholische Kirche St. Jakobus entstand 1711-13 als lutherische Kirche. Etwa 70 Jahre später wurde der Turm errichtet. Hervorzuheben, weil kunstgeschichtlich bedeutsam, ist die 1596 entstandene Sandsteinkanzel mit gut erhaltenen farbigen Bildern (z.B. Hl. Paulus). 1957 erwarb die katholische Kirchengemeinde das Gotteshaus.
Reich ausgestattete Höfe in Fachwerk machen den Reiz des Dorfes aus, die Hoftore mit Schmuckelementen aus der Spätrenaissance. Besonders zu erwähnen das Haus Hauptstraße 57 (Anfang 17. Jahrhundert), erst 1989 restauriert und heute romantische Gaststätte "Zum Karlbacher" (Bild). Zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstanden Weingüter mit zum Teil schlossartigen, klassizistischen Gutshäusern.
Zu den größten Leistungen der von vielen Kriegen heimgesuchten Gemeinde gehören der Bau des Dorfgemeinschaftshauses, die Eckbachregulierung und die Mehrzweckhalle. Drei nach Weinlagen benannte Wanderwege führen durch und um die Gemarkung.